Zum geprellten Fuchs
Im Prater wurde regelmäßig alle Jahre, besonders unter Karl VI. gewöhnlich im März oder noch vor Ostern, die erste feierliche Jagd, welche ein Fuchsprellen war, gehalten, wozu jedermann als Zuschauer zugelassen wurde und wobei der ganze Hofstaat und alle vornehmen Personen der Stadt erschienen. Diese jährliche Fuchsjagd, die auch zuweilen im kaiserlichen Tiergarten gehalten wurde, bildete lange vorher und nachher den Gegenstand des öffentlichen Gespräches. So leutselig der Kaiser jedoch bei seinen Jagdbelustigungen überhaupt war, so streng bestand er auf das Verbot, daß niemand auf das Wild schießen durfte, selbst fremde Prinzen nicht, die dabei zugegen waren. Ein junger Wiener aus gutem Hause soll sich es jedoch eines Tages haben beikommen lassen, gegen diesen Befehl zu handeln, mit einer geladenen Büchse im Prater bei einer solchen Fuchsprellerei zu erscheinen, und sie loszubrennen. Zur Strafe dieses Übermutes soll sich jedoch aus Rücksicht der Jugend des unberufenen Schützen die kaiserliche Jagdpartie darauf beschränkt haben, ihn selbst etwas zu prellen, und von diesem Prellen soll das Haus zum geprellten Fuchs den Namen haben.
Quelle: Realis (=Gerhard Cockelberghe-Duetzele), Geschichten,
Sagen und Merkwürdigkeiten aus Wiens Vorzeit, Wien 1846, S. 462