Die Gründung des Klosters Trebnitz [Trzebnica]

Der edle Herzog Heinrich zu Pferd
Stürzt in den Sumpf gar tief,
Seines Lebens er sich schier verwehrt,
Als Gott seinen Engel rief.

Der Engel naht in Köhlertracht
Und trat zum Sumpf hinan
Und schnell dem Herrn ein Ästlein bracht':
„Da halt der Herr sich dran."

Und als der Herzog gerettet war,
Da kniet' er freudig hin:
„O Herr, wie ist es wunderbar,
Daß ich gerettet bin!

Und bin ich denn gerettet nun,
Bau' ich ein Kloster dir,
Daß man dir dien' in Fried' und Ruh
Auf diesem Flecklein hier."

Das Kloster war so schön gebaut,
Des freut' sich, wer es sah,
Und manche fromme Gottesbraut
Kam hin von fern und nah.

„Was begehrt ihr edle Jungfrau'n mehr?"
Der Herzog fragt sie dann.
„Wir bedürfen nichts und nimmermehr,
Dieweil wir alles ha'n."

„Und weil euch denn nichts not mehr ist,
So sei denn dieser Nam'
Trebnitz!" Das hieß, wir bedürfen nichts;
Den Namen es bekam.

Aus „Des Knaben Wunderhorn"


Quelle: Sagen aus Schlesien, Herausgegeben von Oskar Kobel, Nr. 15