II. b, Etzels Hofhaltung.
Bei Etzel erscheint Dietrich nun selbst im Verhältniß
eines Vasallen, besonders in dem Gedicht Etzels Hofhaltung. In demselben
erfleht Frau Selde, nachdem Rüdiger es ihr abgeschlagen, Dietrichs
Hülfe gegen den wilden und riesigen Jäger Wunderer, der
sie fressen will. Dietrich ist hier erst achtzehn Jahr alt und hat
noch nie gestritten, doch überwindet er den Menschenfresser
und schlägt ihm das Haupt ab. Daß die schöne Selde
die Herzen erkennt, durch ihren Wunsch schon sich überall hinversetzen
und durch ihren Segen unverwundbar machen kann, ist auffallend allegorisch
und deutet auf spätere Abfassung.
Vgl. Sammlung für Altdeut. Literatur und Kunst (Breslau 1812.)
S. 137 - 151. Eine Bearbeitung findet sich in v. d. Hagens Erneuung
des Heldenduchs. Th. 1.
Quelle: Das
Heldenbuch und die Nibelungen, Karl Rosenkranz, Halle 1829,
S. 29
© digitale Version www.SAGEN.at