RABENKAMPF
In Sachsen erblickte man um 1074 viele Wunderzeichen, die das kommende Unheil vorahnen ließen. Auf der Magdeburger Wiese kämpften die Raben so heftig miteinander, daß mancher von ihnen tot auf dem Platze blieb. Noch viele andere heilige Zeichen offenbarten die Zukunft. Die Hirtenstäbe der Bischöfe wurden bei heiterer, ja sogar von Sommerhitze durchglühter Luft in den Kapellen so naß, daß sie jedem, der sie nur anfühlte, die Hand mit Wasser füllten. In Steterburg war ein hölzernes Kruzifix, das um dieselbe Zeit im Sommer von so reichlichen Schweißtropfen benetzt wurde, daß es nicht aufhörte zu schwitzen, nachdem es gar mit Tüchern abgewischt worden war, und selbst einige Näpfchen mit dem aufgefangenen Schweiße erfüllte. Als Bischof Werinher von Merseburg die Messe feierte und nach gewohnter Weise einen Teil des Brotes auf den Wein legte, sank das Stück auf den Boden des Kelches, gleich als ob es in Blei verwandelt worden wäre. Ein Priester im Magdeburger Bistum, im Dorfe Alten-Weddigen (im Amte Wanzleben), der sich weder durch Lasterhaftigkeit noch durch den Ruhm besonderer Tugend hervortat, sah bei der Messe den Wein sichtbar in Blut verwandelt. Durch dessen Röte und Dichtigkeit erschreckt, wagte er nicht davon zu kosten, sondern trug ihn mit großer Angst nach der Stadt Merseburg, wo er lange ehrfurchtsvoll aufbewahrt wurde.
Quelle: Brunos Buch vom sächsischen Kriege,
ed. W. Wattenbach, Leipzig 1893, in: Geschichtsschreiber der deutschen
Vorzeit Bd. 45, 2. A., S. 47 f.
aus: Historische Sagen, Leander Petzoldt, Schorndorf 2001, Nr. 88, S.
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