DAS BILD DES MURRMAUNK VON GEISELWIND

Die Reiche und Rauhe Ebrach entfallen beide dem hohen Steigberg, diese zur rechten, jene zur linken Seiten, welche der rauhe Steigerwald eingenommen. Die Reiche kommet von Abts- und Eisendorf auf Wachenroth, Mühlhausen, Pommersfeld, Sambach, Wingersdorf, Schlüsselau, Rebersdorf, Erlich und Öttendorf zur Rednitz. Darein verfließen der Ziegenbach, das Wasser, so von Birkach herabfället, die Haßlach, der Steppach etc., und sind daran zu bemerken der Schwartzenbergi-sche Flecken Geißelwin, woselbst an der Straß', bei einem Springbrunn', eine hölzerne Säule und darauf ein Bild eines Fuhrmanns stehet, dem die um den Hals liegende Katz' die Bratwurst aus dem Mund nimmet und insgemein der Murrmaunk heißet, auch vielen ein kaltes Bad verursachst, wenn sie freventlich rufen: «Murrmaunk Geisselwin, es sind viel Hexen und Truden drin!» Denn wenn man sie ergreifet, so werden sie in den Brunn' geworfen und hernach mit Steinen und Kot zum Flecken hinaus verfolget.


Quelle: M. J. Willen, Das Teutsche Paradeiß in dem vortrefflichen Fichtelberg ... 1692, in: Archiv für Geschichte und Alterthumskunde von Oberfranken XV, Bayreuth 1881 - 83, S. 73 (zit. nach Josef Dünninger, Fränkische Sagen vom 15. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, 2. A., Kulmbach 1964, S. 70, Nr. 44).
aus: Historische Sagen, Leander Petzoldt, Schorndorf 2001, Nr. 48, S. 36