DIE TÄNZER VON KÖLBIGK
Im Jahre 1012 war ein Bauer im Dorf Kolbeke bei Halberstadt, der hieß Albrecht, der machte in der Christnacht einen Tanz mit anderen fünfzehn Bauern, dieweil man Messe hielt, außen auf dem Kirchhof, und waren drei Weibsbilder unter ihnen. Und da der Pfarrherr heraustrat und sie darum strafte, sprach jener: «Mich heißet (man) Albrecht, so heißet dich Ruprecht; du bist drinnen fröhlich, so laß uns außen fröhlich sein; du singst drinnen deine Leisen, so laß uns unsern Reihen singen.» Sprach der Pfarrherr: «So wolle Gott und der Herr St. Magnus, daß ihr ein ganz Jahr also tanzen müsset!» Das geschah, und Gott gab den Worten Kraft, so daß weder Regen noch Frost ihre Häupter berührte, noch sie Hitze, Hunger und Durst empfanden, sondern sie tanzten allum, und ihre Schuhe zerschlissen auch nicht. Da lief einer (der Küster) zu und wollte seine Schwester aus dem Tanze ziehen, da folgten ihm ihre Arme. Als das Jahr vorüber war, kam der Bischof von Köln, Heribert, und erlöste sie aus dem Bann; da starben ihrer vier sobald, die ändern wurden sehr krank, und man sagt, daß sie sich in die Erde fast bis an den Mittel sollen getanzt haben, und ein tiefer Graben in dem Grund ausgehöhlt wurde, der noch zu sehen ist. Der Landesherr ließ zum Zeichen so viel Steine darum setzen, als Menschen mitgetanzt hatten.
Quelle: Jacob und Wilhelm Grimm, Deutsche Sagen,
3. A., Berlin 1865, DS 232
aus: Historische Sagen, Leander Petzoldt, Schorndorf 2001, Nr. 81, S.
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