Der starke Berger.
Als der Krieg ausbrach, nahm der starke Berger ein starkes Pferd mit, wie er ein solches für seinen schweren Körper gebrauchte, und trat als Freiwilliger bei der Schleswig-Holsteinischen Kavallerie ein, wo er bald durch seine Kraft, Geschicklichkeit und ruhiges, liebenswürdiges Benehmen der Liebling seiner Kameraden und Vorgesetzten wurde.
Es war eine regnerische Zeit, die Wege total aufgeweicht. Die Eskadron
lag in den ziemlich weit vom Dorfe ausgebauten Baustellen in Quartier,
der Rittmeister im Dorfe selbst. Wenn die Reiter zum Appell kamen, so
sahen ihre Pferde infolge der schmutzigen Wege recht unsauber aus. Der
Rittmeister knurrte, schalt und drohte mit Strafe, wenn die Pferde nicht
proper zum Appell kämen. Was geschah? Berger kam mit seinem Pferde
auf dem Nacken angeschleppt. Er hatte den Kopf unter dem Leib des Pferdes
durchgesteckt, hielt mit der rechten Hand die Vorderbeine und mit der
linken die Hinterbeine des Tieres fest, stellte das Pferd behutsam nieder
und meldete dann dem Rittmeister, der ihn verwundert anstarrte: "Herr
Rittmeister, nur auf diese Weise war es mir möglich, mein Pferd proper
zur Stelle zu bringen." (Schleswig-Holstein)
Quelle: Johann Kruse,
hs-Sammlung (= Gisela Burde-Schneidewind, Historische Volkssagen zwischen
Elbe und Niederrhein, Berlin 1969, S. 166, Nr. 208)
aus: Leander Petzoldt, Historische Sagen, Mit Anmerkungen und Erläuterungen,
Band II, Baltmannsweiler 2001, Nr. 618, S. 134.