DER BEFESTIGTE FELSEN
Oberhalb des Bergdörfchens St. Lorenzen erhebt sich ein hoher Felsen. Vor vielen Jahren begab sich folgendes:
Da starke Regengüsse das Erdreich abschwemmten, begannen die Dorfbewohner zu sorgen, dass der Fels ab-stürzen und ihre Siedlung verschütten könnte. Im Felsen war eine große Höhle. Damals wohnten darin zwei Zwerglein, die hie und da von Leuten gesehen wurden, sich aber sonst um die Menschen nicht kümmerten.
Eines Tages hörte man sie schreien: "Einmal kommt der Fels!" Tag für Tag tönte ihr Ruf in das Dorf herunter, bis die Leute Angst bekamen und Rat hielten, wie dem Unheil vorzubeugen wäre. Da begaben sich einige Männer hinauf zum Felsen und berieten hin und her, was zur Rettung des Dorfes geschehen sollte. Einer machte den Vorschlag, den Felsen an einer langen, starken Eisenkette anzuhängen. Die anderen stimmten ihm bei, und sofort ging es an die Arbeit.
Vier Schmiede waren lange Zeit mit der Herstellung einer starken Eisenkette beschäftigt, und nach drei Wochen wurde der Felsen angekettet. Als das Werk getan war, atmeten die Dorfbewohner erleichtert auf. Furcht und Angst waren von ihnen gewichen, die zwei Zwerglein aber zogen jubelnd und singend davon und sind seither nicht mehr gesehen worden.
Quelle: Sagen und Geschichten aus dem Lesachtal,
gesammelt und niedergeschrieben von den Schülern der 2. Klasse der
Hauptschule Lesachtal Schuljahr 2000/2001, unter den Anleitungen von Hans
Guggenberger und Edith Unterguggenberger