DIE GUTEN LEITLAN

Vor vielen Jahren lebte in der Gemeinde St. Lorenzen ein frommes Ehepaar. Wegen ihrer Zufriedenheit und Gutherzigkeit wurden sie die "guten Leitlan" genannt.

Überall, wo es Not tat, waren sie hilfsbereit. So geschah es auch öfters, dass ein Bauer während der Erntezeit die viele Arbeit im Laufe des Tages gar nicht bewältigen konnte. Die "guten Leitlan" kamen dann in der Nacht auf die Felder, ohne dass jemand davon wusste. Sie banden die Garben und stellten sie auf, damit das Getreide vor dem Unwetter geschützt war. Als die Leute das sahen, sprachen sie zueinander: "Das haben wieder einmal die guten Leitlan gemacht."

Die guten Leute

Eines Tages, als sie wieder einmal beim Mitterberger Bauer am Xaveriberg arbeiteten, wusste der Bauer nicht, wie er ihnen diese Wohltat vergelten sollte. Er schlachtete ein junges Lämmlein und bereitete ihnen davon eine gute Mahlzeit. Als die "guten Leitlan" aber erfuhren, dass das Lamm wegen ihnen hatte sterben müssen, waren sie sehr traurig und zogen ins Gebirge zurück.

Unterhalb der Ralenalpe fanden sie eine Felshöhle, die sie notdürftig als Herberge einrichteten. Sie lebten nur mehr von Alpenkräutern und kamen nur sehr selten zu den bäuerlichen Siedlungen.

Ein Stein unter der Lutterseite *), in dem ein großes Kreuz eingemeißelt ist, zeigt heute noch die Stelle, wo sie begraben sind.


*) Lutterseite: Flurname im Tuffbadgebiet

Quelle: Sagen und Geschichten aus dem Lesachtal, gesammelt und niedergeschrieben von den Schülern der 2. Klasse der Hauptschule Lesachtal Schuljahr 2000/2001, unter den Anleitungen von Hans Guggenberger und Edith Unterguggenberger