DIE RUCHLOSEN BAUERN IM RIESLBACHL
Zwischen Eggen in Untertilliach und Salach liegt eine steile Karstlandschaft, "Eggerriebm" genannt. Jedes Mal, wenn ein starkes Unwetter herniederprasselt, schießt ein abscheulicher Bach, das "Rieslbachl", ins Tal, das viel Schutt mit sich führt. Über dieses Rieslbachl erzählt nun folgende Sage:
Dort, wo heute die "Riebm *)" liegt, breitete sich vor langer Zeit eine große Bergmahd aus, worauf würziges Almgras wuchs. Die Besitzer dieser Wiesen, zwei Egger-bauern, stritten sich aus lauter Neid und Habgier dauernd über die Grenze. Diese feindseligen und streitsüchtigen Bauern schoben den Grenzstein oft hin und her. Da beide glaubten im Recht zu sein, ließen sie es zu einem Prozess kommen, der lange dauerte. Während des Streites starben beide Besitzer eines jämmerlichen Todes. In der Ewigkeit müssen sie nun zur Strafe weiterstreiten und einander Schlechtes tun. Weiters müssen sie als Buße aus den saftigen Wiesen Wüste machen, so lange, bis jeder grüne Fleck abgetragen ist. Wenn es nachts oft regnet und das gesamte Regenwasser mit Erde und Steinen vermischt zu Tale rauscht, wird es ganz unheimlich. Alte Leute sagen dann: "Heute graben die Eggerbauern wieder einmal." Sie müssen von oben bis unten alles abgraben, bis es eine Katastrophe gibt, bei der die ganze "Riebm" zu Tal stürzt. Dann sind sie für ewig erlöst und werden wieder Freunde. Wenn man um Mitternacht bei der "Riebm" vorbeigeht, kann man heute noch Jammern, Heulen und Wehklagen vernehmen.
Dort, wo vor Zeiten die Almwiesen waren, liegt heute nur mehr die steile "Öde Riebm", Lieblingsaufenthalt für Gämsen.
*) Riebm: steiler Hang, der immer wieder rutscht und abbricht
Quelle: Sagen und Geschichten aus dem Lesachtal, gesammelt und niedergeschrieben von den Schülern der 2. Klasse der Hauptschule Lesachtal Schuljahr 2000/2001, unter den Anleitungen von Hans Guggenberger und Edith Unterguggenberger