DIE SEEFRAU
Vor langer, langer Zeit war oberhalb des Xaveriberges, wo heute die Seewiesen liegen, ein großer See. In seinem Wasser lebte eine schöne Frau, die hieß allgemein die Seefrau. Sie stand gut mit den Leuten und half ihnen im Sommer gerne bei ihrer Heuarbeit. Einmal, während ein Bauer mit seinen Knechten Mittagsschlaf hielt, geschah es, dass die Seefrau das Heu einarbeitete. Auch brachte sie den Leuten oft Geschenke vom See mit.
Einmal wollte ein Bauer aus Neugier in den See eintauchen, um sich den Reichtum der Seefrau zu besehen und davon einiges zu holen. Aber da kam gerade die Seefrau von ihrem Ausgang zurück, und wie sie bemerkte, dass der Bauer in ihr Reich eindringen wollte, schlug sie mit einem Stock ins Wasser. Der See wurde unruhig und ein fürchterliches Brummen aus der Tiefe wurde hörbar.
Als sich der Bauer von seinem nicht geringen Schrecken erholte, war vom großen See nur mehr eine Lache da, die Seefrau aber hat man seit der Zeit nicht mehr gesehen. Eine Lache erinnert noch an den einstigen See.
Quelle: Sagen und Geschichten aus dem Lesachtal,
gesammelt und niedergeschrieben von den Schülern der 2. Klasse der
Hauptschule Lesachtal Schuljahr 2000/2001, unter den Anleitungen von Hans
Guggenberger und Edith Unterguggenberger