DIE "WILDE FOHRE" IN DER OBERRASTERALM
Ein Bauer aus Liesing, der seine Kühe auf der Oberrasteralm abholte, wurde von einem Unwetter überrascht. Er stellte sich unter einen Baum und wartete, bis das Unwetter vorüber war. Als es nun endlich vorbei war, wollte er weitergehen. Es war bereits dunkel und von weitem hörte er ein lautes Johlen immer näher kommen. Er sah sich um, aber erblickte niemanden. Der Lärm kam immer näher und plötzlich sah er die "wilde Fohre" hinter sich. Vor lauter Angst lief er, so schnell er konnte. Doch plötzlich stolperte er über einen Stein und lag hilflos auf dem Boden. Einer der Männer stieß ihm mit der Axt ins Kreuz. Der Schmerz war so groß, dass der Bauer in Ohnmacht fiel. Wie er wieder zu sich kam, schmerzte das Kreuz zwar noch sehr, aber er stieg auf die Alm, holte in der hellen Vollmondnacht die Kühe und ging wieder nach Hause.
Viele Tage und Wochen danach hatte der Bauer immer noch teuflische Kreuzschmerzen. Es war, als ob eine Axt in seinem Rücken stecken würde. Nun beschloss er, an jene Stelle zu gehen, an der ihn die "Wilde Fohre" erwischt hatte, und legte sich dort auf den Boden. Die "Wilde Fohre" tauchte erneut auf und die eine gespenstische Gestalt, die ihm damals die Axt ins Kreuz geschlagen hatte, zog sie wieder heraus.
Die Rückenschmerzen waren seither weg, und der Bauer verspürte bis zu seinem Lebensende keine Kreuzschmerzen mehr.
Quelle: Sagen und Geschichten aus dem Lesachtal,
gesammelt und niedergeschrieben von den Schülern der 2. Klasse der
Hauptschule Lesachtal Schuljahr 2000/2001, unter den Anleitungen von Hans
Guggenberger und Edith Unterguggenberger