239. Der angebundene Fuchs.
Eine Viertelstunde außerhalb Vättis ist das Gut Gaspus. Auf diesem wurden vor Zeiten ebenfalls Hexentänze abgehalten. Die Hexen kamen oft hundert Stunden weit her. Es war eine vornehme Dame in Mailand, die war noch nicht eingeschrieben, war aber doch erschienen. Beim ersten Tanze auf Gaspus wurde sie in einen Fuchs verwandelt und an eine Buche angebunden.
Am andern Tage ging ein Jäger dort hinaus, um Haselhühner zu jagen. Der sah den Fuchs. Reineke machte das "Männli" und schmeichelte ihm ganz auffallend. Der Mann vermutete, daß das nicht mit rechten Dingen zugehe, löste die Kette, und der Fuchs verschwand.
Im gleichen Herbste ging er als Viehtreiber nach Italien. In Mailand rief aus einem Palaste eine vornehme Dame seinen Namen und winkte ihm, er soll hinaufkommen. Droben wurde er gastlich bewirtet und erhielt beim Abschiede noch eine große Summe Geldes als Geschenk.
Nun teilte ihm die Dame mit, daß sie der vermeintliche Fuchs gewesen
und durch seine Guttätigkeit von den Verpflichtungen gegenüber
dem Teufel erlöst worden sei.
L. Jäger.
Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni,
St. Gallen 1903, Nr. 239, S. 119f
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Irene Bosshard, Juli 2005.