211. Die Vättnerberger lernen das Holzfällen
Dia wilda Mannli sind in viela Stugga viel gschieder g'sie as ander Lüt, und d'Vätmerberger hind viel vuna glehrt, under anderm au das, wia me d's Holz fellt.
Frühjer het ma d's Holz allbig nu mit der Äx gfellt. Doa sind
dinn dia wilda Mannli, wils au gär gwünderig gsie sind, chu
ga zualuaga und hind indli, wos' a paar dumma Kärli zuagluagat gha
hind, d'Chöpf erschüttet und hind gseit: "Miar wind ni
zeiga, wia ma Holz fellt."
Am andara Dag, wias gwieset het, sa sind die wilda Maunli schu mit ara
frisch gfielata Schrötersaga uf Ort und Stell gsie und hind da Berger
grüaft. Nohär hind die zwei Mannli mit anand agfocht saga, und
die andara hind zuagluagat. Wias-as sie halba igsagat kha hind, het müasa
a Berger mit d'm eina Mannli fertig saga. Wil doa d'Danna gfalla ist,
het d'r Berger da Finggastrich gnu und ist gsprunga, sa roß as er
müga het.
Das wild Mannli het aber nu zwei Schritt gmacht und ist stillgstanda.
Im hets nüt doa: aber da andara hets um ei Hour erschlaga. Wia das
d'Berger gsieh hind, hinds gfroget: "Worum bist du nit witer gstoha?"
D's Mannli het gseit: "Hinders nit gsieh? I ha nu dur Danna uffi
gluagat, uf wehli Sita as si falli, und dua bin i nu uf di ander gstanda."
Vu jetz aweg hind d'Berger gwüßt, wia ma Holz felll und das
au ander Lüta erzellt. Aso ist d' Sach in d' Welt ussi chu. Sie hind
dua bem Heiguh aber zuwanand gseit: "Ma cha mingmohl no vu Chlina
etschwas lehra."
L. Jäger.
Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni,
St. Gallen 1903, Nr. 211, S. 102f
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Irene Bosshard, Juni 2005.