383. Der Botenhund

Vom langen Trog bei Schanis bis zur ehemaligen Letze unterhalb Maseltrangen soll in gewissen Nächten der Botenhund gelaufen sein, ein großer, langer Hund mit Augen wie Fensterscheiben und mit Geißfüßen, Nach einigen ging sein Wandern vom Glarner Sernftale aus bis an jene Letze. Das Tier habe die Gabe der Sprache gehabt mit der Eigenheit, den Atem dessen, der sich mit ihm in ein Gespräch einließ, an sich zu ziehen, so daß der Atem, je länger die Unterredung dauerte, um so mehr abnahm. „Kilt- oder Stubetengänger“ redete der Hund selten an.
Nach Dr. Henne-Am Rhyn

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Ein Postillon, der seiner Zeit den Eilwagen von Rapperswil nach Glarus führte, trieb seinen Spott mit heiligen Dingen. So nannte er das Gnadenbild von Einsiedeln nur „das schwarze Marili". Zur Strafe dafür wandert er nun den Weg, den er früher gefahren, als ein pechschwarzer, großer Hund mit feurigen Augen, Es leben heute noch Leute, die ihn gesehen haben wollen. Wer ihm nicht in den Weg tritt, dem tut er kein Leid; wer ihn aber reizt, der bekommt einen Biß, den niemand mehr heilt.
Chr. Lügstenmann

Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni, St. Gallen 1903, Nr. 383, S. 219
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Irene Bosshard, Juni 2005.