313. Cyprian, Baldrian und Bibernell

Es gab eine Zeit, da mußte man auf den Alpen die Kühe täglich dreimal melken, weil Cyprian, Baldrian und Bibernell so milchgibige Kräuter waren. Ein Mädchen, welches das Vieh besorgte, fühlte ein heftiges Verlangen, zum Tanze zu gehen. Das konnte nicht sein, weil es so viel zu melken gab. Da tat das Mädchen im Unmut den frevelhaften Wunsch: "Verflucht seien Cyprian, Baldrian und Bibernell!" Sofort verdorrten diese Kräuter, und man konnte die Kühe nur noch täglich zweimal melken.
J. B. Stoop


Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni, St. Gallen 1903, Nr. 313, S. 176f
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Irene Bosshard, August 2005.