450. Die Kapelle in Duferswil.
I wäße nüme recht, wänn's gse ist — ämol scho erba lang — do hät en Duferswiler Bur onderem Dörfli zua wella eere (pflügen). Aber es mueß näbis Orichtigs omme gsi si. Die Stier sind äsmols dem Männbueb us de Hände cho und sind mitsamt dem Schaller ond Pflueg gegen Felsig abe gsprunge. De Bur hät d' Gäze (Pfluggeiß) nöd aloh und grüeft, so lut er hät chönne; aber es hät alls nüt gnützt. D' Stier sind wie närrsch über's Bort use und de Felsig ab. Jetzt loht de Bur erst a, rißt im Schrecke dem Bueb de Gäßlestäcke noch us dr Hand, wirft en de Stiere noha ond sät: "He nu, ä Gotts Name!" Das hät's Oglück verhüet. De Felsig ist zwor meh daß zwe Chirchtürn hoch; aber es ist alls ufrecht abecho, ond d' Stier händ im Necker une gwartet, bis de Bur cho ist, ond der hat s' wider mitem hä gno, ond st sind em nohaglaufe, wie wenn nüt passiert war. De Bur hät do uf sini ägeni Rechnig ds Duferswiler Chappeli baue, ond das stoht hüt noch, wo er's hegstellt hat.
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Die Sage von der Humplattenwand wird auch einfach so erzählt, daß ein Senn nachts zwei Stiere oben am Rand vorbeitreiben wollte. Da begegnete ihm ein böser Geist, der die Tiere in den Abgrund trieb. Der Senn warf ihnen den Stecken nach und sprach: "Das walle Gott!" Der Böse verschwand, und als der Mann nach seinen Stieren sah, fand er beide unverletzt am Fuße des Felsens und den Stock daneben angelehnt. Das eine Ende desselben war angebrannt.
Diese Fassung ist wohl die ältere.
Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni,
St. Gallen 1903, Nr. 450, S. 264
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