147. Der verbannte Geist der Frau Pfarrer

Samuel Schmid amtete 1728-1771 als Pfarrherr in Sevelen. Ihm starb die Gattin. Was sie verbrochen hatte, weiß man nicht; aber von ihrem Tode an war es nicht mehr geheuer im Pfarrhofe; ein sonderbares Wesen trieb mit den Hausbewohnern nächtlichen Spuk. Der Geist der Frau Pfarrer ging jedenfalls herum. Da mutsste Abhilfe geschaffen werden. Ein Mann, der mehr konnte als andere Leute, verbannte den Geist in die Täscha, in ein Gut am Seveler-Berg, in prächtiger Lage, jedoch von andern Wohnstätten weit entfernt. Dort ist der Geist ruhig und unsichtbar; Menschen bemerken nichts mehr von ihm. Wenn aber ein Senne das Heu zum Drauffüttern kauft und mit einem Hunde im Futterhüsli einzieht, so bellt dieser alle Wände an und in alle Winkel hinein, so daß es einem ganz unheimlich wird.

Der Besitzer des Gutes muß das Klafter Heu immer einige Franken billiger geben als andere, sonst kann er es nicht verkaufen.
Heinrich Hilty.

Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni, St. Gallen 1903, Nr. 147, S. 70
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Irene Bosshard, Mai 2005.