274. Der Hexentapp
Zur Zeit, da es noch Hexen gab, wollte eine derselben vom Gunzen weg über das Seeztal weg nach dem Alpnägelikopf springen Wahrscheinlich wollte sie damit die verscherzte Seligkeit zurückgewinnen. Ihr Wagestück gelang beinahe, doch nicht ganz; denn sie kam nur bis auf die große Felsplatte, welche unter dem Alpnägelikopf am Wege liegt. Dort sieht man ihre Fußspur noch, einen Kuhhuf, der das Mißlingen ihres Vorhabens anzeigt.
Reithard gestaltet die Sage poetisch aus, wenn er die Unglückliche
in einem Herrenhause in Mels als Köchin dienen und zu Fall kommen
läßt. Die Mutter besucht nun ihre Tochter und führt sie
an den Gouzen hinauf. Der Böse mit der Hahnenfeder tritt zwischen
die beiden und macht Anspruch auf die Tochter. Die Mutter aber tritt ihm
keck in den Weg, Dieser lacht höhnisch, wenn die Köchin den
Sprung nach der andern Talseite wage, wolle er sie freilassen. Der Sprung
wurde gewagt. Auf den Knieen flehte die Mutter um ein gutes Gelingen;
der Böse aber wollte die Springende am Kleide fassen und spie ihr
Rauch und Flammen nach. Die Tochter stürzte in die Tiefe und zerschellte;
aber ihre Seele war gerettet; denn eine weiße Taube flog gen Himmel
empor.
Nach Natsch
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Noch andere führen den "Tapp" auf eine Pfarrersköchin
zurück. Der Volksmund sagt nämlich, eine Köchin, die bei
einem Geistlichen zehn Jahre lang diene, werde des Bösen und müsse
als sogenannte "Pfaffenkellnerin" umgehen.
(A. Zindel-Kressig, in Schwz. Archiv für
Volkskunde II)
Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni,
St. Gallen 1903, Nr. 274, S. 147f
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Irene Bosshard, Juli 2005.