335. Der Kalkofen
Vor wenigen Jahren noch habe im sogenannten Kapellentobel eine Pfaffenkellnerin, die eiserne Schuhe trug, von der Kalktaren bis hinauf zur Bühlbrücke wandeln müssen.
In der Kalktaren sei damals ein Kalkofen gestanden, und als dort Kalk gebrannt worden, sei diese Pfaffenkellnerin mit der Bitte eingekommen, in den Kalkofen kriechen zu dürfen, sagte aber, dadurch werde der Ofen unbrauchbar; sie aber werde dann erlöst und komme in den Himmel. Der Kalkbrenner gestattete ihr dieses. Bald darauf sei eine weiße Taube aus dem Ofen geflogen, und nachher sei die Pfaffenkellnerin nie mehr gesehen worden, der Ofen sei aber wirklich unbrauchbar geworden.
Dr. Henne-Am Rhyn, Deutsche Volkssage
Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni, St. Gallen 1903, Nr. 335, S. 187
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Irene Bosshard, September 2005.