327. Der Ketteler am Grohberg
Der Ketteler, ein Gespenst mit klirrender Kuhkette, geht vom Fäsch aus durch den alten Alpweg über den Crappa, im Dirsch mitten durch den Stall, auf Fadella durch das Scheiterhaus zwischen Haus und Gaben, durch den Pfaffenacker, über Muttli, Brünisberg, Zusli, Bülz, Zünaberg, wo er sich an dem langen Wassertrog eine Weile aufhält, weiter über Mutta, durch Cabertscha, Süßenberg, Erb, Saß und hinab ins Nuli am Schilz, wo er ein schwarzweiß geschecktes Rind „aufmetzget". Das Bertsch Annamarili im Pfaffenacker hat ihn mit der Kette rasseln hören; der Beeler Jüsti hat ihn im Muttli gesehen, aber an ihm keinen Kopf erkennen können. Der Jöreler Jüsti auf dem Zünaberg erzählte, er habe einmal einen mit einem Haupt Vieh gegen sich kommen sehen. Plötzlich sei er ihm aus den Augen gekommen. Er holte eine Laterne, um die Tritte im Neuschnee zu verfolgen, fand aber nichts. Es muß der Ketteler gewesen sein, ein Viehdieb, der zur Strafe wandeln muss.
J. B. Stoop
Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen,
Jakob Kuoni, St. Gallen 1903, Nr. 327, S. 182f
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Irene Bosshard, September 2005.