93. Die Kirche zu Grabs
gehört zu den ältesten des Landes. Sie bestand schon im Jahre 614, wurde aber wohl noch früher gebaut. Hier lebte zu Gallus' Zeit der Diakon Johannes, zu dem Gallus Zuflucht nahm, als er zu Herzog Gunzo nach Überlingen an das Krankenbett der Tochter Frideburg gerufen wurde.
Nach der Sage war ursprünglich eine andere Baustelle ausersehen,
nämlich diejenige auf dem Sand, wo der über Hugenbühl oder
Hugobühl führende alte Römerweg ins Oberdorf Grabs einmündet.
Aber das Baumaterial, das an dieser Stelle niedergelegt wurde, lag am
Morgen auf der Stätte, wo die Kirche jetzt steht, und so geschah
es in drei aufeinanderfolgenden Nächten. Diesem Zeichen von Gott
wollten die Grabser nicht widersprechen, sondern alle Beachtung schenken,
wie sich's gebührte.
Heinrich Hilty
Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni,
St. Gallen 1903, Nr. 93, S. 44
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Irene Bosshard, April 2005.