33. Der Kleebhund
Eine Viertelstunde westlich vom Dorfe Eggersriet ist der Weiler Egg. Ein Fußweg führt dorthin und zwar durchs Kleeb, wo ehemals ein hübscher Buchenwald stand. Am Tag war uns dieser Weg angenehm; zur Nachtzeit aber mieden wir ihn ängstlich; denn da hauste der Kleebhund, der manchen späten Wanderer erschreckt hat. Dieser Hund war nämlich kein gewöhnliches Tier, sondern ein übernatürliches böses Wesen, das sich auf sein Opfer losstürzte, ihm auf den Rücken saß und die Klauen so tief einhackte, daß die Spuren für lange Zeit deutlich zu sehen waren. Von Schweiß triefend, lief der Geängstigte bis zum nächsten Hause. Dort verließ ihn der Peiniger und verschwand so schnell, wie er gekommen war.
So war's vor Jahren! Der Buchenwald ist schon längst unter den Streichen
der Axt gefallen, und seit jener Zeit hat auch niemand mehr den Kleebhund
gesehen, der also wohl auf Nimmerwiedersehen verschwunden sein wird.
F. F. Egger.
Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni,
St. Gallen 1903, Nr. 33, S. 19
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Irene Bosshard, April 2005.