436. Die Meerfräulein.
Im Wintersberg steht heute noch ein Häuschen, da wollten drei Männer einen Schatz gewinnen. Drei Meerfräulein sollten ihnen denselben bringen, wenn sie drei Nächte hindurch wachten, jeder in einem besondern Raum. Keiner durfte ein Wörtlein reden, keiner ein Licht brennen. Das Essen mußte ihnen durchs Fenster gereicht werden; aber kein Krümlein durfte vom Tische fallen.
Die erste und zweite Nacht waren glücklich vorübergegangen. In der dritten kamen die Fräulein schon zur "Spinni" und ließen ganze Haufen des Goldes blicken, das nun bald in den Besitz der glücklichen Männer übergehen sollte. Da tat einer vor Erstaunen den Mund auf — — und fort war alles.
N. Tobler.
Das Toggenburg darf stolz drauf sein, im Wintersberg einen Meerhafen besessen zu haben.
Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni,
St. Gallen 1903, Nr. 436, S. 257
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