99. Hans Öfeli-Chächeli
Ein Bergmännchen liebte ein schönes Mädchen im Tale und kam mehr zu ihr auf Besuch, als der Hübschen lieb war. Endlich sagte der Freier, der das merkte, zu ihr, wenn sie beim nächsten Besuche seinen Namen wisse, wolle er nicht mehr kommen; wisse sie ihn aber nicht, so müsse sie seine Frau werden. Die Schlaue band ihrem Verehrer unvermerkt einen langen Faden an ein Bein und folgte ihm heimlich, als er fortging. Als das Männchen in seiner Höhle anlangte, sang es:
"Ei, Rädeli, spinn!
Ei, Häspeli winn' (winde)!
Ei, Gott sei's gedankt.
Daß mi Schätzli nit weiß,
Daß i Hans-Öfeli-Chacheli heiß."
Jetzt eilte das Mädchen heim. Der Kleine kehrte nach etlichen Tagen wieder. Nun sollte das Mädchen seinen Namen nennen. Es riet hin und her, als ob es nichts wüßte, und sagte endlich, er heiße wohl Hans-Ofeli-Chächeli. Das Männchen erschrak, fluchte, stampfte und schrie:
"Das hat dir der Teufel gesagt!"
eilte fort und kam nie wieder ins Tal.
Dr. Henne-Am Rhyn, Deutsche Volkssage.
Ein Seitenstück zu Grimms Märchen vom Rumpelstilzchen.
Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni,
St. Gallen 1903, Nr. 99, S. 48f
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Irene Bosshard, April 2005.