154. Die alten Palfrieser
Palfries war einst von den freien Walsern bewohnt. Am Eingang der Alp hatte der "Kammjos" sein Heimwesen. Eines Morgens kam dessen Tochter aus der Küche in die Stube hereingesprungen und rief mit dem Ausdruck großer Verwunderung: "Du, Vater, d's Wasser hat gnidlet!" Es hatte nämlich eine Eiskruste bekommen. Der Vater wurde darob recht ernsthaft und erwiderte: "Soa, soa, jetz chunn die böasa Joahr; jetz müeßen mer wicha!" Und so verließen sie ihre Berge und zogen ins Tal herunter.
Länger hielten sich ihre Verwandten am Walserberg. Noch in den dreißiger
Jahren des letzten Jahrhunderts wurde im "Wieslihaus" Schule
gehalten. Heute aber wohnt auch dort für das ganze Jahr keine Seele
mehr.
U. Adank
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Hier wohnten auch die Schuhmacher, die sich später in Sargans niedergelassen haben.
Eine Frau aus diesem Geschlechte habe einst einen Lägel Wein von
Sargans durch die Spina nach Palfries hinaufgetragen, ohne unterwegs auszuruhen.
J. Ch. Berger.
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Ein alter Palfrieser war so stark, daß er alles Holz zu seinem
Hausbau allein auf den Schultern aus dem Wald herbeitrug. Bei der nächsten
Hütte hatte sich ein fremder Hirt niedergelassen, dessen Stier oft
in den Hof des Palfriesers einbrach. Der Palfrieser sagte dem Hirten,
er solle seinen Stier besser hüten. Der andere aber höhnte ihn
nur und erfrechte sich sogar, ihm den Hut vom Kopf zu schlagen. Da nahm
ihn der Palfrieser unter den Arm, trug ihn zum Hute hin und befahl ihm,
diesen aufzulesen. Der Hirt aber tat keinen Schnauf mehr; der Starke hatte
ihn erdrückt.
J. B. Stoop
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Der Stärkste dieser Starken war der Benedikt. Einst trug er ein
gewöhnliches Faß Salz vom Tale aus, ohne auszuruhen, auf dem
Rücken nach Palfries (3 Stunden). Noch größer war aber
seine Leistung beim Bau des großen Hauses. Da trug er das dicke,
50 Fuß lange "Hauptträml" der Stuben- und Küchendiele
allein auf dem Rücken aus dem Walde zur Baustelle - eine Last, an
der jetzt vier baumstarke Männer verzweifeln würden.
Alpenpost, 1871.
Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni,
St. Gallen 1903, Nr. 154, S. 73
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Irene Bosshard, Mai 2005.