476. Die Pest.
Die Pest brach im Toggenburg zuerst zu Gupfen aus, damals einem einzigen Hause der Gemeinde Henau. Dort erschien nachts ein weißes Fräuli, mit einem weißen Besen emsig die Türschwelle kehrend, worauf ein weißlicher Rauch aufstieg. Sogleich brach die Seuche aus; ein Glied der Familie nach dem andern starb hin; der Rauch blieb immer sichtbar. Da bohrte der einzig noch übriggebliebene Sohn ein Loch in die Wand; der Rauch fuhr hinein, und die Pest verließ das Haus, In der ganzen Gemeinde aber wütete sie fort, in jeglichem Hause durch das Fräuli angemeldet und durch sein Wischen, und erst mit der Seuche verschwand es.
Dr. Henne-Am Rhyn, Deutsche Volkssage.
Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni,
St. Gallen 1903, Nr. 476, S. 281
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