12. Die Ramswag
Ritter Heinrich Walther von Ramswag zog mit König Rudolf Von Habsburg gegen den Böhmenkönig Ottokar aus und rettete in der Schlacht auf dem Marchfelde (26. Aug. 1278) seinem Herrn das Leben. Dafür wurde er königlich belohnt; er erhielt 500 Mark Silber, den Hof Krießern mit der Burg Blatten, die Höfe Bernhardzell und Sitterdorf und die Reichsvogtei im Thurgau. Das viele Glück machte aber die Ramswager übermütig. In der kommenden Zeit des tollen Lebens soll auf der Burg ein großes Festgelage abgehalten worden sein, an dem auch der König teilgenommen habe. Mit goldenen Kugeln und goldenen Kegeln habe man im Burghof sich die Zeit vertrieben.
Zur Zeit der Appenzellerkriege starb Ritter Rudolf auf der Ramswag eines
unseligen Todes, und sein Besitztum ging dann in fremde Hände über.
Aber zu schweren und schauerlichen Wetternächten geht tief unten
in den Kellerräumen des Burgstalls Rudolfs Geist um; andere erscheinen
mit ihm, und dann wird das goldene Kegelspiel hervorgeholt. Wer aufhorcht,
kann ganz gut das Rollen der Kugeln und das Fallen der Kegel hören,
dazwischen hinein das Ächzen und Stöhnen der Burggeister.
I. Weber
Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen,
Jakob Kuoni, St. Gallen 1903, Nr. 12, S. 10
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Irene Bosshard, März 2005.