125. Rentierflechte
Ein armes, altes, schwankendes Männchen besuchte einst die Alp Malbun und bat die Sennen flehentlich um ein wenig Buttermilch, wurde aber ein Tagedieb, Faulenzer, Nichtsnutz ec. gescholten und fortgejagt. Es ging, wandte sich aber nochmals um und rief über die Alp hin:
"Verflucht sei der Cyprio;
Er soll immer und ewig düar do stoh!"
Alsbald verschwand das Männchen; die Pflanze aber hatte von Stunde
an ihren Saftreichtum verloren.
Waltmann, Volksbotanik.
Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni,
St. Gallen 1903, Nr. 125, S. 60
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Irene Bosshard, Mai 2005.