300. 's Schneemannli
Lukas Manhart, ein vieljähriger Hirt, erzählt: "An Abenden, bevor im Spätherbst die Schneestürme hereinbrechen und die Hirten nötigen, mit der Herde von Alp zu fahren, sah ich oft ein kleines Männchen mit einem weißen Mantel, das gar seltsam rief, aber nirgends einkehrte. Soweit diese Gestalt zu sehen war, soweit war am andern Tag der Boden mit Schnee bedeckt."
Auf der Alp Prod hat diese Erscheinung den Namen "Nepermannli",
weil man seinen Aufenthalt im Neperwald vermutet. Der eigentümliche
Ruf wird jetzt noch manchmal vor eintretendem Schneefall vernommen und
ist wahrscheinlich das Geschrei eines Alpenvogels.
Ferd. Stoop
Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen,
Jakob Kuoni, St. Gallen 1903, Nr. 300, S. 166f
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Irene Bosshard, August 2005.