104. Der Schrättlig
Ein Grabser Mädchen war in Rans Magd, blassete zusehends und nahm
ab. Befragt, erklärte sie, ein Schrattlig drücke sie allnächtlich
furchtbar. Man riet ihr, dem Ungetüm ein scharfes Messer vorzuhalten.
Sie tat es, als er kam; er fuhr ins Messer und entfernte sich gleich wieder.
Am Morgen war die ganze Kammer blutig; das Mädchen folgte der Spur,
und die führte nach Grabs ins elterliche Haus, wo sie trotz Abwehrens
der Mutter ins Schlafzimmer drang und - den eigenen Vater an einer Stichwunde
krank fand, an welcher er starb.
Dr. Henne-Am Rhyn, Deutsche Vollssage.
Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni,
St. Gallen 1903, Nr. 104, S. 51
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Irene Bosshard, Mai 2005.