334. Das Schwirrenschlagen
Das nächtliche Schwirrenschlagen wurde früher öfters und wird auch jetzt noch gehört. Schwirren sind hölzerne Pfähle als Grenzmarken oder zum Bordschutz an Bächen. Das nächtliche Schwirrenschlagen ist die Strafe für Markenrücker und an Bächen für Leidwerker, welche den Bordschutz zerstörten, um sich den Schaden ab-und andern zuzuwenden. Die Bewohner der Bunte am Unterlauf des Schilz lassen es sich nicht ausreden, des Nachts öfters im Schälli Schwirren schlagen zu hören. Dort sind es vermutlich Holzfrevler. Der alte Peter Walser im Wiesli hörte in der Nacht oft Schwirren schlagen und klagte es dem Pfarrer Aschwanden. Der ließ sämtliche Nachbarn zusammenkommen, und alle mußten feierlich einen Nachlaß geloben, wenn einer wissentlich oder unwissentlich den andern an Hab und Gut geschädigt habe. Von dort an wurde das Schwirrenschlagen nie mehr gehört.
J. B. Stoop
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Ein Bauer, der ausgedehnte Güter in Flums sein eigen nannte, hatte zu seinen Lebzeiten seine Nachbarn durch Versehen der Marken stark geschädigt und mußte nach seinem Tode zur Strafe „umgehen" und Marken setzen. So hörte man ihn verschiedenemal während des Jahres und alle Jahre wiederkehrend in den gleichen Nächten klopfen, wie wenn man mit einem hölzernen Hammer einen Holzpfahl in die Erde rammt. So mußte er durch das „Hösle" bis zur Färberei und dem Schilzbach nach bis in die Nähe des Walensees „March rucken". Bei Färber Rupf mutsste er sogar durch die Küche gehen und bei einem gewissen Gantner durch den Stall. Geheimnisvoll flüsterten sich die Leute dann zu: „Der Schwirrama ist wieder umganga." Vor 10—12 Jahren soll er noch gehört worden sein; nun glauben die Leute, daß er erlöst worden sei.
Rob. Rizzi
Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni, St. Gallen 1903, Nr. 334, S. 186
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Irene Bosshard, September 2005.