233. Der ungetreue Hirt.
In der Vättiser Alp Badiels war ein Küher (Hirt), Eine Kuh
begab sich alle Nacht an eine gefährliche Stelle, wo sie leicht hätte
hinunterstürzen und zu Tode fallen können. Er war daher genötigt,
an der Stelle zu wachen. Dessen sei er dann endlich müde geworden.
Eines Abends habe er eine nasse Rindshaut genommen und sie an der betreffenden
Stelle ausgebreitet. Die Kuh sei wieder gekommen. Als sie aber auf die
nasse Haut getreten, sei sie ausgeglitscht, in den Abgrund gestürzt
und zerschmettert worden. Seither müsse der Küher an dieser
Stelle "geisten" und jede Nacht Wache halten, daß kein
Vieh in dieses unsichere Revier komme. Die Hirten dürfen nun die
ganze Nacht unbekümmert schlafen.
"Oberländer Anzeiger."
Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni,
St. Gallen 1903, Nr. 233, S. 116
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Irene Bosshard, Juli 2005.