134. Verbannt

Die Kapuziner können Geister, die an bewohnten Orten lästig werden, an eine einsame Stelle hinausbannen; zwei dieser Kuttenmänner nehmen ihn einfach in ihre Mitte und spazieren mit ihm eines schönen Morgens nach dem vereinbarten neuen Aufenthaltsort. Wer ihnen zufällig begegnet, hat sich nicht im mindesten zu fürchten; er sieht nur beiseite und schweigt fein still.

Ein solcher Geist sitzt im Geißbachtobel. Geht jemand auf die Alpen, und nimmt er zufällig im "Geißbachställeli" Nachtquartier, so kommt der garstige Kerl mitten in der Nacht und bläst dem Schläfer ins Gesicht, daß es bis am Morgen hoch aufschwillt und der Kopf so groß wird wie ein Melkeimer.
Nach N. Senn, Chronik.


Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni, St. Gallen 1903, Nr. 134, S. 62f
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Irene Bosshard, Mai 2005.