60. 's Wibli vo Steckbore
Vor alten Zeiten kam alle Jahre das sogenannte "Wibli vo Steckbore" zur Kirche, um da Weihnachten zu feiern. Noch jetzt besteht darum die Redensart: "Es lüt dem Wibli vo Steckbore!" Und die Kinder lassen auf der Straße den eintönigen Ruf erschallen: "Steckbore Wibli! Steckbore Wibli!"
Eine schon längst verstorbene Nachbarin sagte mir einst, es sollte
heißen, 's Wibli vo Steckawege." Ein altes Mütterchen
habe nämlich alljährlich am Weihnachtsabend den Gang zur Kirche
von Hohenems gemacht. Alljährlich zur gleichen Stunde konnte man
sein Lichtlein beobachten, wenn es die Gegend durchschritt, wo es in der
"Stecken Wegen" hieß. Sobald die Leute das Lichtlein sahen,
sagten sie: "Aha, 's Wibli vo Steckawege kunnt!"
U. Schawalder
Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni,
St. Gallen 1903, Nr. 60, S. 27
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Irene Bosshard, April 2005.