276. Zwei Kühe an einer Kette

Um eine solche Kette öffnen zu können, muß man mit einer "Mistfurke", die Zinken wie zu einem Kampfe vorab gerichtet, dreimal um den Stall herumgehen und dann mit der Hand auf die angespannte Kette schlagen, oder man sticht unter Anrufung der höchsten drei Namen mit der "Furke" in dieselbe, und sie öffnet sich dann in beiden Fällen sogleich von selbst.
I. Natsch

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Die eine Kuh ist die Hexe, die hier ihr böses Spiel treibt. Schneidet man ihr mit dem Messer ein Ohr ab, so ist die böse Nachbarin für ihr Leben lang "gezeichnet". Ich selbst kannte noch eine Frau, von der man allgemein sagte, daß sie beständig mit verbundenem Kopfe ausgehe, weil sie nur noch ein Ohr hätte. Noch lebt in der gleichen Gemeinde ein Mann, der seiner eigenen Kuh ein Ohr wegschnitt, weil er zwei Tiere in einer Kette zu sehen meinte und die Hexe "zeichnen" wollte. Ferner wird mir ein ebenfalls noch Lebender genannt, der sein Kind mit einer Ziege in der gleichen Kette gefunden haben will. Der Vater habe sich mit einem schrecklichen Fluchen geholfen.

Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni, St. Gallen 1903, Nr. 276, S. 149
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Irene Bosshard, Juli 2005.