Babilonischer Unfug
In Babilon lebten zwei Leute, die brachen in die Guntherkapelle in Gutwasser ein und stahlen das geweihte Herrgottsbrot. Damit fütterten sie daheim die Kuh, damit sie mehr Milch gebe. Als die Kuh die Hostie geschluckt hatte, fing sie gleich zu reden an und erzählte den argen Frevel. Der Bauer und die Bäurin erschraken und schlachteten das Vieh, daß es sie nicht verrate, aber alle zwei starben noch in derselben Woche. Von jetzt an sprangen allemal bei der Nacht im selben Gehöft zwei kohlschwarze Kitzlein aus der Kammer in die Stube und stießen sich und scherzten, bis aus ihnen zwei Leute wurden, ein Mann und ein Weib. Der Mann setzte sich hinter den Tisch, sie zündete die Kienleuchte an und zerließ darüber eine Pfanne Schmalz. Um die zwölfte Stunde trampelten rußige Männer daher, die schütteten den zweien das heiße Schmalz in den Hals hinein. Hernach brausten sie durch die Fenster und verriegelten Türen und taten mit grausamem Gebell davon.
In der Wiege beim Hof wächst ein Föhrling, und wenn die Föhre einmal so alt sein wird, daß Blöcher daraus werden, und wenn man aus den Blöchern Bretter schneidet und aus einem solchen Brett eine Wiege gezimmert wird, so kann das erste Kind, das in der Wiege gewiegt wird, die zwei Sünder von ihrer Qual erlösen.
Oft wollten die Pfarrer die zwei abschaffen, aber die Geißlein
- eines davon hatte einen weißen Ring um den Hals - warfen den Geistlichen
ihre Sünden vor, da mußten sich dieselbigen schämen und
ihre Weihe hatte keine Kraft. - Einmal besprach ein junger Kaplan, der
wie ein Heiliger lebte, die Geister. Sie gaben sich aber nicht, sie antworteten
ihm: "Du Dieb, du hast deiner Mutter einmal zwei Eier gestohlen!"
Darauf sagte er: "Das ist wahr. Und die Eier hab ich verkauft, und
um das Geld hab ich mir vom Krämer ein weißes Papier geholt
und hab unsers lieben Heilands Namen darauf geschrieben." Jetzt mußten
die Gespenster sich fügen, und der Kaplan verschaffte sie ins Riesengebirg
nach Tirol.
Quelle: Hans Watzlik, Böhmerwald-Sagen, Budweis 1921 (Böhmerwalder Dorfbücher, 5. Heft)