Die vertragene Bäurin

Auf der Zahndhütte weit droben im Ossergebirg hauste ein grober Säufer, der lebte mit seiner Bäurin in Unfrieden und jagte sie alleweil in Nacht und Nebel hinaus, wenn er vom Bier kam. Einmal taumelte der Saufaus wieder mit einem unsinnigen Rausch daher, daß er die Zunge nicht heben konnte, und prügelte die Bäurin und stieß sie in die Finsternis hinaus. Gerade brauste die wilde Jagd vorüber, und das war ein Geigen und Blasen im Sturm, und die Jagd nahm das betrübte Weib hoch in die Luft mit über die Felsen und Tannenbäume und Schluchten und ließ sie weit, weit in Bayern in einem blutfremden Wald fallen, daß sie erst nach sieben Tagen Weg wieder heim kam. Das nahm sich der Zahndbauer zu Herzen, und von der Stunde an verstieß er sein Weib nimmer.

Quelle: Hans Watzlik, Böhmerwald-Sagen, Budweis 1921 (Böhmerwalder Dorfbücher, 5. Heft)