Der Brennetwurm
In den Dickichten des Brennetberges hauste eine ungeheure Schlange. Oft trieb sie der Durst ins Tal hinunter, und drunten soff sie so unmäßig aus dem Bach, daß die Dorrstatter Mühle stehen blieb. Einmal ging ein Mann aufs Brennet, Geißlaub holen für den Winter. Vor lauter Müdigkeit setzte er sich auf einen Baumstamm, der neben dem Steig lag, stopfte sich seine Pfeife, kantete sie an und rauchte so für sich hin. Wie er aber hernach die Pfeife ausklopfte, fiel die heiße Asche auf den Stamm, und der Stamm zuckte auf einmal, sprang hoch in die Höhe und kroch schnell davon. Es war die Schlange gewesen.
Weil das wundermächtige Tier die Kornfelder zerwälzte und die
Müller schädigte, gingen die Bauern mit Gabeln und Spießen
aus und wollten es töten. Sie scheuchten es in die Wildnis hinein,
die zündeten sie an, und so kam der Brennetwurm von der Erde.
Quelle: Hans Watzlik, Böhmerwald-Sagen, Budweis 1921 (Böhmerwalder Dorfbücher, 5. Heft)