Der böhmische Mann

Am Föhrenberg hinter Hadruwa, dort wo das deutsche Land ein Ende nimmt, war es vorzeiten nicht sauber, der böhmische Mann regierte dort und oft hörte man ihn nachts schreien: "Hohoho!"

Ein spöttischer Knecht ging einmal nach dem Betläuten spät über die Einöden. Es stach ihn der Fürwitz, und also rief er in den schwarzen Wald hinein: "Böhmischer Mann, daher!" Pixpax hatte er ihn schon am Buckel hängen. Das Haar zog es ihm geberg, er schwitzte und schleppte und meinte, Himmel und Erde müsse er tragen. Erst wie er zu einem geweihten Marterstock kam, ward er des Weihizers wieder ledig.

Ein anderesmal um die Winterszeit, die Sterne standen schon überm Chodenwald, da reisten die Dirnen mit dem Rocken ins Dorf. Ein Bursch wollte sich vor ihnen stolz zeigen und schrie: "Hohoho, böhmischer Mann, geh her zu mir!" Es grauste dem Burschen aber vor der eigenen Stimme und geschwind sprang er in ein Haus und riegelte hinter sich fest zu. Aber schon lehnte der Weihiz am Fenster und leuchtete in die Spinnstube hinein. Die Leute drin versteckten sich hinterm Ofen, hinterm Bett und unterm Tisch. Der draußen schlich nach einer Weile wieder fort. Aber der Bursch blieb in dem Haus über Nacht und traute sich erst in der Früh heim. Er verschwur sich: "Mein Lebtag nimmer schrei ich dem böhmischen Mann."

Quelle: Hans Watzlik, Böhmerwald-Sagen, Budweis 1921 (Böhmerwalder Dorfbücher, 5. Heft)