Der Dreifüßige
In einem Dorf bei Kalsching spielten einmal die Buben in einer Scheuer,
und einer von ihnen sagte, seine Großmutter habe ihm erzählt:
man kann sich an einem Strohhalm aufhängen, wenn es der Teufel haben
will. Das glaubten ihm aber die andern nicht, sie meinten, ein Strohhalm
halte ein solches Gewicht nicht aus. Da wurde der Bub wild und sagte,
er wolle sich selber an einem Halm aufhängen, und die andern sollten
ihn abschneiden, wenn er mit den Füßen zapple und keinen Atem
mehr fange. Und wahrhaftig nahm er einen langen festen Halm, flocht ihn
um einen Trambaum und hängte sich daran. Im selben Augenblick rannte
ein Hase durch den Stadel, der hatte nur drei Füße. Da jagten
die Buben schreiend hinter dem Dreifüßigen her und vergaßen
ganz und gar des Gehängten. Wie sie nach einer Weile zurückkamen,
fanden sie den Kameraden tot mit blauem Gesicht an dem Strohhalm hängen.
Quelle: Hans Watzlik, Böhmerwald-Sagen, Budweis 1921 (Böhmerwalder Dorfbücher, 5. Heft)