Der fremde Tänzer

In Haidl tanzte einmal das junge Volk am Karfreitag, sie vergaßen, daß am selben Tag der Herrgott stirbt. Wie die Musikanten recht lustig geigten und die Burschen juchhe und hellauf schrien, da kam ein finsterer borstiger Kerl auf den Tanzboden, eine Feder brannte an seinem spitzen Hut, und er tanzte dreimal mit. Die Dirnen wurden schier ohnmächtig, wenn er mit ihnen tanzte. Er suchte sich die Schönsten aus, und keine traute sich, ihm zu wehren, so wild und feurig schaute er darein. Wie er den dritten Ländler anhub, merkten die Leute, daß er statt des Fußes einen Huf hatte. Da trampelte er zum Haus hinaus, und draußen schrie er so gewaltig auf, daß die Wälder hallten. Da ließen die Haidler gern den Tanz sein.

In der früheren Zeit hat man den Teufel oft gesehen, und jetzt sieht man ihn nimmer. Weiß Gott, wohin er ist.

Quelle: Hans Watzlik, Böhmerwald-Sagen, Budweis 1921 (Böhmerwalder Dorfbücher, 5. Heft)