Die Trud

Einen Musikanten aus Sankt Katharina drückte in der Nacht die Trud. Als sie fertig war, beutelte der Musikant sie von sich und sagte ihr scharf: "Morgen kommst du zu mir um Zündhölzeln!" Am andern Tag kam ein alter Junggesell ins Haus um ein paar Zündhölzeln.

Desselben Musikanten Weib wollte einmal zum Nachbar um eine Hacke gehen. Da begegnete ihr ein Vetter und der fragte: "Wohin denn in aller Früh?" "Nun, zum Nachbarn, eine Hacke ausleihen." "Um Gotteswillen, geh nit hin!" sagte der Vetter. "Den Nachbar hat heut nacht die Trud gedruckt. Jetzt wartet er sehnsüchtig, daß einer zu ihm kommt und sich was ausleihen will." Da rannte das Weib schleunig heim und verzichtete gern auf die Hacke.

Wenn die Trud in den Girgelhof am Spitzberg drücken ging, ließ sie ihren Leib draußen am Zaun vor dem Tor lehnen.

Ein Schmiedgesell schlief in seiner Kammer. Da spürte er, wie sich die Trud auf ihn legte, sie war so schwer wie ein Amboß. Erst konnte er sich ihrer nicht erwehren, dann aber griff er sich auf die Brust und erwischte einen ausgedroschenen Strohhalm. Gleich ward dem Schmied leichter um den Atem, er sprang aus dem Bett und zwickte den Halm im Schraubstock ein. Wie die Sonne aufstand, fand der Schmied in der Werkstatt ein altes verrunzeltes Weib mit den Haaren gefangen, die bat ihn jämmerlich, er soll sie auslassen. Da sperrte der Schmied das Tor auf und trieb sie mit einem Prügel davon.

Ein Müller aus dem Hochkünischen erzählte: "Wenn die Trud daherschleicht, surmt sie allweil: ‚Wuuuh!' Hernach tut sie einen Sprung auf mich, setzt an und zuzelt mir aus der Brust. Sie muß den Saft aus den Menschen haben. Sie hat einen runden Schnabel wie eine Sau. Ich bin einmal feist gewesen, aber die Trud hat mir das ganze Fett ausgesoffen."

Quelle: Hans Watzlik, Böhmerwald-Sagen, Budweis 1921 (Böhmerwalder Dorfbücher, 5. Heft)