Glühende Männer
Vormals waren zu Füßen des Bannholzes öde Sümpfe, daraus stiegen nachts die glühenden Männer. Oft waren es ihrer drei oder vier, sie waren so groß wie ein Bund Stroh und tanzten und irrten über die wässerigen Wiesen. Wenn die Hütbuben abends von den Tratein, so hießen die Wiesen, heimtrieben, begegneten ihnen oft die Weihizer, und die Buben sagten geschwind heilige Namen her und vertrieben sie damit. Manchen Weibern sprangen die Glühenden in den Buckelkorb.
Einmal brach in stockfinstrer Nacht einem Fuhrmann auf der Straße
der Wagen. Weil er keine Laterne bei sich führte, rief er einem glühenden
Mann zu: "Leucht her!" Und der flackerte heran und leuchtete
mit dem brennenden Leib, und wie der Fuhrmann den Schaden gebessert hatte,
sagte er: "Vergelts Gott!" Da dankte der Glühende: "Vergelt
dir's Gott auch, jetzt bin ich erlöst."
Und er losch aus und war nimmer.
Der Kurzenbauer ging einmal in der Adventnacht zu seiner Scheuer, da
wartete dort ein glühender Mann mit ausgebreiteten Armen und versperrte
ihm den Weg. Entsetzt rannte der Bauer ins Haus zurück und weckte
seine Leute. Sie fanden nur mehr glühende Fußstapfen,
und die führten zu einem Moor.
Jetzt geschieht derlei nimmer. Der Papst Gregor hat alle Gespenster auf
neunzig Jahre von der Welt verbannt.
Quelle: Hans Watzlik, Böhmerwald-Sagen, Budweis 1921 (Böhmerwalder Dorfbücher, 5. Heft)