Der Hexenschreiber
In der Schwarzau lebte eine reiche Bäurin, und die war eine Hexe.
Sie hatte in der Stube am Trambaum droben einen eisernen Topf hängen,
und wenn sie ausbutterte, stieg sie auf der Leiter hinauf, holte aus dem
Topf ein rotes Pulver und streute es in den Rührkübel, dann
nahm die Butter schier kein Ende und das Weib butterte oft einen ganzen
Zuber voll aus. Das merkte ihr Knecht, und er nahm sich einmal heimlich
ein solches Pulverlein aus dem Topf und brachte es seiner Mutter. Seine
Mutter versuchte gleich die Kunst, und sie spürte bald mit Freuden,
daß viel mehr Butter wurde als sonst. Aber da klirrte es draußen
im Haus wie von Ketten und es stampfte und riß die Tür auf,
und ein rußiger Kerl kam herein, der hatte zwei Hörnlein durch
den grünen Jägerhut stecken, und unter der Achsel trug er ein
enzdickes Buch, drin stak ein Geißfuß. Der Kerl sagte grob:
"Wenn du willst den Schwindel treiben, mußt du dich ins Büchel
schreiben." Er hielt ihr den Geißfuß hin, sie soll damit
ihren Namen ins Buch kratzen. Aber sie war ein rechtschaffenes Weib und
drum sagte sie: "Nein, nein, mein Bürschel, das tu ich nit."
Da meinte der mit den Hörnern: "Ist auch recht!" und trampelte
wieder davon. Wie das Weib jetzt ins Butterfaß hineinschaute, war
nichts als Roßdreck drin. Pfui Teufel!
Quelle: Hans Watzlik, Böhmerwald-Sagen, Budweis 1921 (Böhmerwalder Dorfbücher, 5. Heft)