Der schwarze Hiesel

Der schwarze Hiesel aus der Zassau war ein verwegener Wildbretschütz. Die Jäger konnten ihm nicht an, er war fest. Niemand konnte ihn schießen oder stechen oder mit Eisen hauen, die bleiernen Kugeln wurden weich an seiner Haut. Am liebsten pirschte er durch die Wallerer Wälder, dort knallte er die Hirsche und die Rehe nieder und vergunnte den rechtschaffenen Jägern nur die Losung. Selbiges wurmte die Wallerer Schützen höllisch, sie rückten oft haufenweis aus und paßten den gefrorenen Hiesel ab und schössen nach ihm. Aber der Hiesei beutelte die Kugeln von sich ab wie ein Fuchs die Flöhe, und wenn sie ihn umstellt hatten und er nimmer wußte woaus, verzauberte er sich in einen grünen Tännling oder in einen dürren Hanichel, und die Wallerer schlichen an ihm vorüber oder lauerten neben ihm und erkannten ihn nicht, und er konnte alles hören, was sie über ihn redeten. Drum wurde den Schützen oft unheimlich, und sie verloren die Schneid. Einmal aber überrumpelten sie den Hiesel doch, und weil sie ihn nicht anders umbringen konnten, so schlugen sie ihm mit einem Tremmel das Hirn ein.

Quelle: Hans Watzlik, Böhmerwald-Sagen, Budweis 1921 (Böhmerwalder Dorfbücher, 5. Heft)