Holzfuhrleute
Der Röderbauer auf der Eisenstraß wollte eine neue Scheuer
aufrichten. Wie sich die Zimmerleute in seinem Hof einstellten, wunderten
sie sich, daß das Bauholz noch nicht da war. Aber der Bauer lachte:
"Laßt es nur gut sein, morgen ist Holz da, so viel ihr wollt.
Legt euch schlafen, und wenn ihr in der Nacht etwas hört, so druckt
die Augen zu und rührt euch nit!" In selbiger Nacht hörten
die Zimmerleute draußen im Hof einen schrecklichen Lärm, als
ginge die Welt unter; es rauschte und krachte und brixte und knallte mit
Geißeln. Keiner traute sich hinaus zu schauen. In der Früh
lag der ganze Hof voller Holz, aber die Bäume lagen da samt Laub
und Ästen und Wurzeln, wie die wilden Fuhrleute sie aus dem Berg
gerissen hatten.
Quelle: Hans Watzlik, Böhmerwald-Sagen, Budweis 1921 (Böhmerwalder Dorfbücher, 5. Heft)