Der Krönelräuber
In Korkushütten war ein Waghals, der ritt aus und auf den Kubani
hinauf und droben raubte er der Otterkönigin die Krone. Er setzte
sich den goldenen Reifen auf die Stirn, da glänzte der ganze Wald
davon. Aber auf einmal pfiff es, und alle Schlangen des Berges schössen
daher und verfolgten den Räuber. Der spornte das Roß, daß
das Blut aus den Flanken spritzte, und es setzte über Felsen und
Büsche und jagte dahin wie der Windsbraus. Aber die Schlangen waren
blitzschnell hinter ihm her, sie überschlugen sich und waren wie
Räder und rollten, und manche flogen schier. In großer Not
erreichte der Reiter seinen Hof. Die wütenden Nattern prallten so
stark gegen das Haus, daß sie ein Eck abschlugen. Wie nun der Räuber
im Stall seinem Roß den Schweiß abwischte und ihm mit der
Hand durch den Schweif kämmte, fuhr eine versteckte Natter aus dem
Schweif und stach ihn, daß er sterben mußte.
Quelle: Hans Watzlik, Böhmerwald-Sagen, Budweis 1921 (Böhmerwalder Dorfbücher, 5. Heft)