Die Kruzen
In den Grenzwäldern bei Sankt Katharina trieben sich finstere starke Räuber herum, die hießen die Kruzen. Sie konnten aus einem Land ins andere reiten, wann sie wollten, und kein Grenzwächter durfte sie anhalten. Die Kruzen nahmen den reichen Leuten das Geld weg und schenkten es den armen. Die Bauern fürchteten sich sehr vor ihnen.
Einmal ging eine Jungfer wallfahren ins Kloster Heiligenblut. Sie mußte
durch den Grenzwald und mitten drin traf sie einen großen Mann,
der ging mit ihr. Da sagte sie: "Jetzt furcht ich mich nimmer vor
den Kruzen." Wie sie aus dem Wald kamen, meinte er, jetzt gehe er
nimmer weiter mit ihr. Da fragte sie ihn, wer er denn sei. Er sagte: "Ich
bin ein Kruze." Jetzt stieß ihr der Schreck zum Herzen, und
sie fiel tot am Weg hin.
Quelle: Hans Watzlik, Böhmerwald-Sagen, Budweis 1921 (Böhmerwalder Dorfbücher, 5. Heft)