Mettenwein

Einmal am Heiligen Abend kehrte ein großer Herr mit Roß und Knecht spät nachts in dem Dorf Grün bei einem Wirt ein. Sein Knecht ging gleich mit dem Eimer zum Brunn, er wollte die Rösser tränken. Es schlug eben Mitternacht, da schüttete er ihnen das Wasser in den Trog. Doch die Rösser schnupperten daran und soffen nicht. Da leuchtete der Knecht hin und merkte, daß das Wasser sich in Wein gewandelt hatte. Er erzählte das seltsame Ding dem Stallbuben. Und wie ein Jahr um war und wieder die heilige Mitternacht da war, da nahm der Stallbub den Eimer und wollte sich den Mettenwein holen. Wie er aber zum Brunn kam, da sah er zwischen sich und dem Brunn ein zweischneidiges Messer in der Luft. Jetzt dürstete ihn nimmer, und er kehrte um.

Quelle: Hans Watzlik, Böhmerwald-Sagen, Budweis 1921 (Böhmerwalder Dorfbücher, 5. Heft)